Einsatzmöglichkeiten von Projektwikis (und eierlegende One-Trick Ponys)

Matthias Schwenk hat hier Überlegungen angestellt wie (und wieviel in Bezug auf Amortisation, ROI etc.) Weblogs im Projektmanagement sinnvoll sein können. Ich möchte seinen Artikel und die Kommentare als Ausgangspunkt nutzen um die generellen Einsatzpotenziale von Enterprise Social Software im Projektmanagement zu diskutieren. Klar ist dass diese nicht in einem einzigen Blogpost abgedeckt werden können, sondern eigentlich mehrere Artikel und Perspektiven notwendig wären. Denn über was sprechen wir eigentlich wenn wir von “Projektmanagement” reden:

Ist die Projektplanung gemeint – das Zuteilen von Ressourcen auf Arbeitspakete, das Arbeit mit Netzplänen und Gantt-Diagrammen, etc. ?

Ist das operative Projektmanagement gemeint – das Steuern, Kontrollieren und Managen von Projektmitarbeitern, von projektexternen Ressourcen, usw. ?

Ist das Projektcontrolling gemeint – das Vergleichen von Plänen mit der Realität, die Vorbereitung von Zahlenmaterial für das Reporting usw.

Und wessen Arbeit soll mit und durch Social Software erleichtert und beschleunigt werden? Ist der Projektleiter die Zielperson, sind Projektmitarbeiter die Zielgruppe, Unternehmen haben zudem in der Regel mehrere Projekte am Start, mithin auch mehrere Projektleiter, mehrere Projektcontroller, einen Hauptprojektleiter (aka Programmmanager o.ä.), usw. – wie kann all diesen Projektbeteiligten mit Social Software geholfen werden?

Und schließlich in welchen Projektphasen soll welcher Nutzen erreicht werden? Geht es mehr um die Projektdefinition, die Initiierung des Projekts, die eigentliche Projektdurchführung oder erwarten wir den eigentlichen Gewinn nach Projektabschluss (und in der Übergabe an Nachfolgeprojekte, dann reden wir mehr über Projektwissensmanagement mit Social Software)?

Diese ersten Differenzierungen sind zudem nicht das Ende der Fahnenstange – Standardisierungsgremien wie das PMI unterscheiden neun Wissensfelder, d.h. wesentliche Teilaspekte des Projektmanagements:

– Project Integration Management (Integrationsmanagement)
– Project Scope Management (Umfangsmanagement)
– Project Time Management (Zeitmanagement)
– Project Cost Management (Kostenmanagement)
– Project Quality Management (Qualitätsmanagement)
– Project Human Resource Management (Personalmanagement)
– Project Communications Management (Kommunikationsmanagement)
– Project Risk Management (Risikomanagement)
– Project Procurement Management (Beschaffungsmanagement)

Ein Ansatzpunkt wäre es nun die Eignung der Social Software (Enterprise 2.0) in diesen verschiedenen Feldern ergebnisoffen und vorurteilsfrei zu prüfen – vielleicht finden sich ja auch Alleskönner, die in vielen Aufgaben, die die Projektarbeit mit sich bringt vernünftig eingesetzt werden können?

Interessant sind hier die “Was wäre wenn-Fragen”, die Oliver Gassner in Reaktion auf den Beitrag von Matthias gestellt hat. Er macht deutlich, dass Social Software viel mehr umfasst als nur Blogs allein. Auch mein Kommentar in Matthias’ Blog zielt darauf, dass singulär und unverbunden eingesetzte Werkzeuge in Unternehmen nie das volle Nutzenpotenzial erreichen können:

“Elemente des “Social Software Werkzeugkastens für das Projektmanagement” gewinnen an Wert wenn sie im (komplementären) Verbund mit anderen Instrumenten eingesetzt werden.”

Auf die meisten dieser Instrumente – u.a. RSS (und Enterprise-RSS-Server), Social Bookmarking, Tagging, Social Networking Plattformen, Foren, u.ä. mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Dies ist nicht notwendig, weil die Standardbasiertheit und Offenheit der Web 2.0-/Enterprise 2.0-Technologien die Ergänzung und Erweiterung leicht macht. Archetypisch sichtbar wird dies bei RSS-Feeds, die mittlerweile als Standardweg der Bereitstellung und Einbindung von Inhalten von verschiedensten Applikationen im Internet genutzt werden.

Näher betrachten möchte ich aber Projektwikis, weil sie flexibel anpassbar sind und dadurch für viele Aufgaben eingesetzt werden können. Meiner Meinung nach sind Wikis gerade für das Projektmanagement ein viel erfolgsversprechenderer Ansatz als Blogs – sie sind die vielgesuchte “eierlegende Wollmilchsau”. Wikis haben vor allem Stärken im Bereich der gemeinschaftlichen (Projektteam-)Bearbeitung von Inhalten, etwas das in Blogs so nicht vorgesehen ist. Diese sind von Haus aus Werkzeuge des individuellen Publizierens, Gruppenfunktionalität (für Projektteams) ist in der Regel eine nachträglich hinzugefügte Erweiterung. Blogs sind aus meiner Sicht “one trick ponys” der Kommunikation – selbst wenn sie mit Tricks zum Eierlegen gebracht werden können.

Projektwikis können bspw. in den Phasen der Projektplanung und -initiierung eingesetzt werden – sie dienen dann der Erstellung von Fachkonzepten, der Erfassung relevanter Parameter und natürlich der Kommunikation (wobei für Projektkommunikation natürlich auch Projekt-, Projektleiter- oder Projektmitarbeiterblogs sinnvoll sein können).

Projektwikis eignen sich auch in den späteren Projektphasen, d.h. für Projektdokumentation und -koordination, während der Projektlaufzeit aber auch für projektüberdauernde Zwecke (von einfacher Ablage von periodisch angefertigten Statusreports bis hin zur Verwaltung ganzer Projektakten).

Und zuletzt: Projektwikis können leicht mit projektübergreifenden Systemen (wie bspw. einem weiteren Wiki zur Ablage von projektübergreifenden Informationen) aber auch mit bestehenden Systemen des Reporting (Business Intelligence, Management Information Systems, FIS, DSS, u.a.) vernetzt und integriert werden. Zwar sind sie keine “high-end”-Reporting Tools, aber sie können dabei helfen einen schnellen zeit- und realitätsnahen Überblick über den Projektstatus (via Projektfortschrittskontrolle durch Statusreports, Meilensteine und Trendanalysen etc.) zu gewinnen.

Was bleibt zusammenfassend zu sagen? Ich denke dass die Diskussion um Einsatzfelder und Unternehmensnutzen extrem wichtig ist – auch um die Werkzeuge die sich rund um Enterprise 2.0 gruppieren weiter ins Bewusstsein von Unternehmensleitungen (und Programmmanagern, CIOs etc. etc.) zu bringen. Und es wird aus meiner Sicht auch deutlich, dass der effektive Einsatz von Enterprise Social Software unabhängige und weitblickende Beratung benötigt. Unternehmen benötigen nicht nur Unterstützung bei der Evaluierung und Auswahl der Werkzeuge und deren Anpassung an betriebliche Erfordernisse, sondern auch bei der Analyse und Auswahl von Einsatzarenen im Unternehmen. Und auch wenn Projektmanagement ein sehr spannender und relevanter Business Case für Enterprise Social Software ist – es gibt noch mehr zu tun …

enterprise2open blog and wiki alive, call for participants

Together with fellow blogger and BarCamper Frank Hamm I am currently putting together a one-day BarCamp-alike event at the upcoming CeBIT 2008.

This will be an open platform for sessions discussing the “Enterprise 2.0″ topic – a great opportunity to discuss, mingle and exchange best practices.

We want to encourage everybody who is interested in the area of Enterprise 2.0 to participate in this event at March 9th – closing day of CeBIT 2008. And we would like to know what sessions would be of interest for you, what you expect and what you propose – perhaps as your own session.

So we have set up a blog and a wiki, where information will be posted and where you may enlist yourself on the participant’s page. There’s also an entry at wevent.

See you soon in Hanover!

Social Software as Change Management infrastructure

The department of organizational design and behavior at the University of Stuttgart, Germany is currently conducting an online survey on “New Media in Change Management”.

New media like weblogs, internet-communities, wikis and web based trainings are not only fundamentally influencing operational business and communication structures within and between companies, but also strategic processes like innovation and time based competition. The question is if and how successfully these new media are able to support change projects. We want to analyze this “beyond hypes and fads” by an online expert survey.

I am sure that readers of this blog can answer these questions from a very knowledgeable position – at least, change management has been a recurring theme in this blog like here (and there as well) for long.

So if you have an understanding of the application and the potentials of social software in change processes, please take the time to answer the online questionnaire – it’s open until January 15th 2008.

Feel free to distribute the above link to your colleagues – and encourage them to take part in this survey.

WikiWednesdayStuttgart – wie sieht die “next generation” aus?

Nachdem der dritte WikiWednesday Stuttgart vorbei ist, möchte ich Ideen, Vorschläge und Pläne für die nächsten sammeln und diskutieren.

An sich würde ich die generalistische Ausrichtung und Offenheit der Veranstaltung gerne bewahren – allerdings macht es vielleicht auch Sinn die eine oder andere Veränderung und Anpassung vorzunehmen. Konkret denke ich daran auch “Themenabende” zu machen, an denen dann die Veränderungen durch Social Software praxisbezogen diskutiert werden können.

wikiwednesdaystuttgart

Diese Themenabende könnten aus meiner Sicht sowohl funktional (Social Software für das Projektmanagement, im Personalmanagement, im Innovationsmanagement etc.) als auch branchenspezifisch (Social Software für Non-Profits, für Gewerkschaften und Verbände etc.) organisiert sein.

Ideen und Vorstellungen? Entweder hier kommentieren (oder via die WikiWednesday Stuttgart Facebook-Gruppe).

Wiki usability and Enterprise software sexyness

There’s an interesting debate going on, which is definitely worthwhile to follow. Arguments are exchanged whether, and if so how enterprise software can be as “sexy” as the all new web. Robert Scoble triggered it off (but somebody else called for it in the first place), got criticized and even flamed badly, others came to help, and so on. You know the game, see Techmeme for more. I am sure you will be enjoying the discussion in all branches and forks as much as I am.

While discussing UI, usability, user-friendliness and all is interesting (though putting lipstick on a pig really doesn’t help much) – well, even the endless arguments of “industrial-strength-software proponents” are entertaining in a way because we know better (this is dire stuff, and I ask myself if those guys ever worked with enterprise-style-software like R/3) – I want to chip in some observations from another perspective.

As a long-time enterprise software user, developer (yes, I was – years ago in my old life) and today enterprise 2.0 & enterprise social software consultant, I want to offer look at this from a position of wiki advocate (-evangelist, if you want).

Are enterprise wikis sexy? Most people don’t think so – but I think they get it wrong: Enterprise wikis are interesting not because of their advanced technology, their polished user interface or their neat mark-up language – in fact these are kind of disadvantages most of the time when we want corporate adoption to take off. Like when people doubt whether the wiki markup language will be accepted in their companies – they sure don’t deem wiki markup sexy. Yes, these are no shiny tools, they don’t offer eye candy, but they are well suited for doing their job.

The key is to start from business applications and needs – not tools. If the starting point is a specific business application like e.g. project management or business development support, users will judge the sexyness of the application in a different way – they will look for personal use and business value primarily.

Wikis soon gain “cool tools status” – just because they offer room for flexible emergent uses, coupled with great simplicity. In this light Dave Snowden opens a can of worms, which should attract more discussing, when he’s pointing to the inherent differences between complex social software and standard enterprise ware.

So yes, wikis can even be fun to use, and while sexyness is always a matter of taste, this is a good start and adds to the other wiki benefits like scalabity, connectivity and cost effectiveness that stand on their own anyway. This is no “fantasy land”, this is today, the 21st century and the changes will be great, and they won’t be about technology or tools:

Enterprise 2.0 is already upon us, providing us attractive, usable, reliable and secure applications. We just haven’t made the move to adopting it. But it’s happening now, with Generation M, mobile, multimedia, multitasking and here. Now.

An Inside Out perspective

Tracking down the presentations from last weeks Intranet 2.0 Forum in Zürich I also checked out the blog (called Inside out) of Richard Dennison, Intranet and Channel Strategy Manager at British Telecom, which I can easily recommend – a blog with a tag line as his must be good (see for yourself, please).

I particularly enjoyed his article “Five reasons not to let social media tools onto your intranet“, which dissects common contrarian attitudes towards social software in the enterprise (mostly by providing pointers to other pragmatic pieces in the same blog). Even when I don’t buy into all of his ideas and concepts I’m subscribed and look forward to more insights like these from the BT organism.

Intranet 2.0 Forum am 7. Dezember in Zürich

Leider musste ich meine Teilnahme am Intranet 2.0 Forum in Zürich kurzfristig absagen. Das ist sehr schade, ich hatte mich bereits sehr auf das Wiedersehen von bekannten (Stephan Schillerwein u.a.) und unbekannten bzw. bisher nur internet-bekannten Menschen (Leila Summa u.a.) gefreut. Mehr als ein kleiner Trost ist aber die ausgezeichnete Berichterstattung in verschiedenen Blogs, die mir die Aufarbeitung der Veranstaltung ermöglichen. Nicht dabei ist aber nicht dabei und nichts ganzes – ich bin froh dass die Gelegenheit zum direkten Gespräch und zum lockeren Wissensaustausch beim Kaffee (und ein oder zwei Nusstängeli) dank Kongress Media bald wiederkehrt.

Zu den Berichten:

Leila Summa verweist auf ihre Slides (pdf) zum Vortrag “Wanted Mitarbeiter 2.0: Wenn Technologien auf Nutzer warten” und linkt auf Kommentare dazu von Jürg Stuker, CEO von namics.

Saim hat hier eine kurze Zusammenfassung gebloggt, u.a. mit diesem Originalton von Jürg Stuker (meine Hervorhebung):

Jürg Stuker, CEO von namics, zeigt sich von der Wiki-Idee begeistert. Er schildert den Einsatz eines Projekt-Wikis bei namics sehr praxisorientiert. Der Grundgedanke: Je weniger ein linearer Prozess vorliegt umso besser funktioniert ein Wiki, das Änderungen und Aktualisierungen in einem Projekt, durch teamorientiertes Erfassen des Projektgeschehens, sehr viel besser dokumentiert als irgend ein anderes System. Es ist dabei sehr wichtig das gegenseitiger Respekt, Wertschätzung und Vertrauen die Grundregeln eines Wikis sind. Die Einhaltung dieser Regeln wird durch die Verwendung der eigenen Namen und Mail-Adressen unterstützt.

Schön dass er hier selbst noch die wichtigen Erfolgsfaktoren der Implementierung zusammenfasst (“Tipps für den erfolgreichen Wiki-Einsatz in Firmen”, Slides als pdf):

– Ängste aktiv im persönlichen Gespräch adressieren (nicht im selben Medium)
– Ergebnis dauernd über Hierarchie stellen
– Alles was nach Silo oder Wand aussieht, sofort abreissen
– Keine Zugriffs- oder Editierbeschränkungen! (alle User dürfen alles)
– Alle Projektinformationen sind im Wiki zu finden (Vertrauen schafft Vertrauen!)
– Jeder User schreibt seine Wiki-Inhalte selbst!
– Nur persönliche Usernamen und E-Mail Adressen nutzen
– Es braucht einen WikiGnome
– Aktiv Anlässe schaffen, das Wiki zu nutzen
– Min. eine Schlüsselperson (z.B. Schutz vor Ressourcenabzug, Rückendeckung bei Entscheiden) muss zu 100% im Boot sein.

Ich bin zwar mit der Maximalforderung “alle Nutzer dürfen alles” nicht einverstanden weil sie in den Anfangsphasen der Einführung nicht praktikabel ist – stimme ihm aber zu dass dies für viele Unternehmen ein lohnendes Ziel wäre.

Die umfangreichsten Berichte hat ohne Zweifel aber Webonomy von Swisscom gebloggt, Frank hat hier die verschiedenen Posts kurz angerissen und verlinkt, aufgefallen sind mir persönlich der Eintrag zur Präsentation von Leila Summa

[…] im Bereich Intranet vielen Firmen meilenweit voraus und hat erkannt, dass dies ein fundamentales Instrument für den Mindchange Richtung Enterprise 2.0 ist.

und zu Richard Dennisons Vortrag (“Social media im Unternehmensumfeld bei der British Telecom“), interessant:

Lessons learned beim Einsatz von “social media” im Corporate Umfeld:

– Nicht auf die Risiken fokussieren, sondern auf den Nutzen!
– Start small and build slowly! Die Benutzer sollen die Richtung und Geschwindigkeit diktieren.
– Binde die Benutzer so früh wie möglich ein – suceed or fail quickly … and cheaply!
– Binde Legal, HR, Security etc. ein und zeige auf, dass es bei der Einführung von “social media” Funktionen nicht um eine Revolution geht, sondern um eine Evolution.
– Realistische Erwartungen setzen, um Enttäuschunge zu vermeiden
– Den Enthusiasmus der Enthusiastischen nutzen – vor allem wenn es “Seniors” sind.

Daneben hat Webonomy auch noch Jürg Stukers Vortrag ausführlich dokumentiert – vielen Dank.