Hier noch einige Notizen vom ersten Enterprise 2.0 Meetup, das ich letzte Woche in München zusammen mit Joachim Niemeier und Martina Göhring besucht habe. Doch zuerst die Slides von Joachim Niemeier zum Vortrag, auch wenn diese letztlich mehr Diskussionsanstöße waren (und das war auch durchaus beabsichtigt, irgendwo auf der A8 haben wir kurz diskutiert und festgestellt dass es sinnvoller wäre den Abend als Workshop zu gestalten, denn einen Frontalunterricht zu machen):
Oberthema des Abends sollte ein Einblick in der Stand der Einführung von Enterprise 2.0 in deutschen Unternehmen sein – auf Basis der Enterprise 2.0-Studie von Centrestage und dem LfO der Uni Stuttgart – der dann in Empfehlungen und die Diskussion von “Do’s and Dont’s” münden sollte. Ob die Teilnehmer für sich einen Elevator Pitch rausziehen konnten? Ich denke nicht, und das ist auch gut so (denn diese sind zwar manchmal hilfreich, verkürzen jedoch die wahre Komplexität von Enterprise 2.0).
Was haben wir also diskutiert? Einsatzarenen, vom generischen “besseren und emergenten, informellen Zusammenarbeiten” aka Collaboration bis zu spezifischen Aufgaben und Unternehmenesprozessen. Fallstudien, insbesondere warum deren systematische Aufbereitung so notwendig ist, aber auch den eklatanten Mangel an Geschichten des Scheiterns geteilten Erfahrungen, wie man es nicht machen sollte. Die langsame Akzeptanz (eines mittlerweile schon in die Jahre gekommenen Themas) in den Unternehmen, zwei Folgerungen daraus: 1. für einen Hype ist das Thema schon zu lange präsent und 2. realistischerweise sind die bisher verstrichenen fünf Jahre keine Zeit, d.h. Umsetzung in Unternehmenskontexten braucht immer lange (unsere Ungeduld können wir uns verzeihen, aber wenn wir in die Geschichte betrieblicher IT zurückschauen relativiert sie sich, zumal es ganz natürlich ist, dass es weniger Visionäre als Pragmatiker gibt).
Und natürlich war Implementierung, d.h. wie Enterprise 2.0 den Weg in das Unternehmen findet, ein Thema – ua. anhand der Frage ob ein Top-Down, Bottom-Up oder Up-Down Vorgehen erfolgversprechender ist (meine Meinuing ist hier klar – ohne aktive Mitwirkung und Unterstützung des Managements kann es nicht langfristig und nachhaltig funktionieren, und sei es weil ohne diese keine Skalierung machbar ist. Kurz gesagt: Management Commitment ist bei der Einführung von Enterprise 2.0 erfolgsentscheidend). Dabeben war eine länger diskutierte Frage wie der Nutzen verargumentiert werden kann. Klar, Erfolgsbeispiele (idealerweise aus der Branche) wären dabei nett, andererseits sollte man nicht vergessen dass (s.o.) mehr von den Misserfolgsbeispielen gelernt werden kann, und es zweitens immer schwer fällt für ein innovatives Thema Kopiervorlagen zu finden, denn sonst wäre es ja kein innovatives Thema mehr, nicht wahr?
Und ja – Kopiervorlagen? Blaupausen? Wichtig, ja – aber mit Bedacht zu verwenden. Natürlich kann für konkrete Nutzungsideen und betriebliche Funktionen geschaut werden was andere machen, aber die Anpassung an den eigenen betrieblichen Kontext (Mitarbeiter, Strukuren, Regelungen, Märkte, Kultur) bleibt elementar. Change Management eben. Letztlich braucht es ganz eigene Schritte, auch wenn man sich beim Planen des Pfades von Gestaltungsmustern und üblichen Vorgehensmodellen leiten lassen kann. Und spannende Möglichkeiten ergeben sich zuhauf – zum einen wie Martina schreibt indem das schon Vorhandene oder Selbstverständliche im Unternehmen aufgegriffen wird, aber auch wie ich immer wieder argumentiere indem das genutzt und umgesetzt wird, was bisher nicht oder nur schlecht zu machen war. Gerade beim letzteren ergeben sich viele Möglichkeiten mit Enterprise 2.0 Methoden und Werkzeugen, angefangen bei der Verbesserung der Kommunikationsarbeit in Projekten, dem Füllen der Lücken von klassischen Intranets durch 2.0 Elemente, der besseren Einbindung der Ideen von Mitarbeitern und Kunden usw. Mit etwas Mut und Kreativität finden sich in beiden Arenen nachhaltige und lohnende Anwendungsgebiete – d.h. wenn Enterprise 2.0 umfassend genug verstanden wird, um auch in einem (unternehmens-) strategischen Kontext diskutiert werden zu können. Das haben wir jetzt bei der Premiere des Meetup noch nicht geschafft, wäre aber – neben der spezifischeren Diskussion “Enterprise 2.0 für Unternehmensfunktion XY” – doch auch eine lohnende Herangehensweise?